THE SNOBS
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Chronique de Blend The Horse!

Das französische Duo The Snobs existiert seit 2009 und veröffentlicht mit Blend The Horse! sein inzwischen fünftes Album. Und die fünf neuen Stücke mit einer Laufzeit von etwas über 40 Minuten haben es so richtig in sich. Direkt der zehn Minuten lange Opener "Long Winter evening" zieht so viele Register: Elektropop, Psychedelic, Dreampop, einen blubbernden Beat, schwurbelnde Elektronik und sehr feine rockige Parts. Es geht durch verschiedene Tempi, steigert sich schön in eine explodierende Ekstase. Ein Stück das die völlig durchgeknallte und die poppig eingängige Seite der Flaming Lips in einen Kontext bringt. Einfach ein grandioser Auftakt.

Weiter geht es mit dem dunklem "The Low Angle". Düstere, aber betörende Keyboardtöne, wabernde Elektronik, stoischer Schlagzeugbeat und Bass treiben den dunklen Gesang voran. Eingewobene Geräusche und Spoken-Word-Teile machen die Film-Noire-Stimmung perfekt. Dunkle Trip-Hop-Klänge brechen dann kurz aus und schwebende Keyboardpassagen und Chöre lassen das Stück perfekt ausklingen.

In "Plastic Moon" vermischt das Duo eine simple, aber schöne psychedelische Popmelodie aus Schlagzeug, feinen Keyboards und stoischen Bass mit einem sehr durchgeknallten, schrägen Wavesound. Das klingt wie XTC auf LSD mit elektronischen Instrumenten und modernen Trip-Hop-Einflüssen. Und was soll ich sagen? Das passt gut, macht einen zickigen und doch eingängigen und mitreißenden Psychedelic- Posong mit den zuvor genannten Einflüssen und Elementen.

Mit "Cable Call" wird es dann punkig, allerdings im Soundgewand der Snobs. Die Gangart ist rauer, doch es bleiben die psychedelischen Sounds, wenn auch nun stärker durch Gitarren erzeugt. Der Hall auf dem Ganzen erzeugt Gänsehaut. Der kürzeste Song des Albums überzeugt als schräger Rocker mit überladenem Soundgewand und de genannten Punkattitüde.

Was passt auf solche Klänge besser als ein elektronisches Intro mit gesampleten Operngesängen? "Got Poetry?" erinnert durchaus ein wenig an Radiohead, ist aber durch und durch psychedelisch verhangen. Viele elektronische Spielerein lockern den komplexen Sound auf, die getragene Stimmung gibt dem Ganzen dann seinen endgültigen mysteriösen Anstrich und bereitet bestens auf das Finale mit dem 12-Minuten-Stück "The Sixth Dragonfly" vor. Zunächst einmal gibt es eine perlende und flirrende Melodie, gezeichnet in feinsten psychedelischen Pop aus Gitarren, Bass, Schlagzeug und einer kleinen Prise Elektronik. Nach dreieinhalb Minten setzt dann jedoch die Art-Rockpassage ein – pumpender, melodischer Bass, eine nun schräger angelegte Keybioardmelodie und mystischer Sprechgesang setzen das Stück fort. Aus diesem geht ein schräger Mix aus Wave und Pop hervor, der Gesang erinnert wieder an XTC, der elektronische Sound schlägt dann ruckartig mit bleibender Melodie in einen heftigen Rockpart. Aus diesem Sound entwickelt sich dann ein fast schon mantraartiger Psyche, Geräusche umflirren die ständig wiederholte Textzeile. Eine psychedelische Geräuschkulisse gesellt ich hinzu obwohl der Grundbeat stoisch bis zum Ende durchzieht, wenn man vom 30-sekündigen, luftigen Outro absieht.

Aus den Ideen dieses letzten Stücks bauen andere Bands ganze Karrieren. Bend the Horse! ist ein erstklassiges, modernes und doch zeitloses Psychedelialbum der besonderen Art. Fans von Bands wie den Flaming Lips sind hier goldrichtig!

Wolfgang Kabsch